"Fugite partes adversae" — "Flieht ihr diabolischen Kräfte!"
Im sogenannten Rituale Romanum, einem liturgischen Buch über die Riten und Vorschriften für die Spendung der Sakramente, beschrieb Papst Paul V im Jahre 1614 die Praxis des Großen Exorzismus.
Allerdings enthielt diese erste öffentliche Kundmachung vor allem Informationen zu dem damals ohnehin längst eingebürgertem Exorzismus in Form der Taufe; dabei handelt es sich im Übrigen um einen kleinen Exorzismus.
Erst im letzten Kapitel „Wie man vom Dämon besessene exorzieren soll“ („De exorcizandis obsessis a daemonia“) kam schließlich der „Große Exorzismus“ zur Sprache. Seit 1614 wurde das Rituale Romanum noch mehrfach überarbeitet, der Aufbau des Austreibungsgebets hat sich im Grunde aber nicht verändert:
1.Hauptteil: Wortgottesdienst: 4 Lesungen aus dem Evangelium
2.Hauptteil: Exorzismus: Salutatio - Vorbereitungsgebet, an Christus gerichtet - Gebet: Anrufung des Namen Gottes - 1. Exorzismus -Salutatio - Gebet (um Schutz und Stärkung des Besessenen) - 2. Exorzismus - Salutatio - Gebet (unterschiedliche Inhalte: Heilige, Schöpfer) - 3. Exorzismus (wird nach Bedarf wiederholt) -Pater noster, Ave Maria (Psalmen alsmögliche zusätzliche Gebete)
Schlussteil: Gebet um Befreiung
"Die Dämonen sind persönliche Wesen, weil sie Freiheit und Willen besitzen. Sie sind geistige Wesen, reine Geister, weil sie keine Seele und keinen Leib haben wie der Mensch. Darum benützen sie manchmal den Körper der Menschen."
Zuallererst vermachte Jesus den Zwölf, dann den 72 Jüngern diese Macht, um es schließlich auf alle Gläubigen auszuweiten. In seinem Namen sollten Dämonen ausgetrieben werden.
Heute allerdings darf ein Exorzismus lediglich von einem Priester durchgeführt werden, der die Erlaubnis seines Bischofs haben muss, welcher wiederum die Autorisierung des Ortsbischofs einholen muss. Von Vorteil wäre auch das Studium der Traktate über die Dämonologie und ein sündenfreies Leben.
Das heißt jedoch nicht, dass Gläubige (also Getaufte) keine Befreiungsgebete sprechen dürfen, sie benötigen dazu gütigerweise nicht einmal eine Erlaubnis des Bischofs. Sie dienen im Grunde demselben Zweck wie der Große Exorzismus, nämlich der Austreibung Satans. Da das Befreiungsgebet aber privat und nicht öffentlich im Namen der Kirche ausgesprochen wird, verliert es an Wirksamkeit.
Heutzutage werden immer noch Exorzisten ausgebildet, allein in Italien handelte es sich um ungefähr 200 Priester pro Jahr, wobei Papst Benedikt XVI vor Kurzem ankündigte 3000 neue Exorzisten ausbilden zu lassen.
Obwohl vor einem Exorzismus hinreichend Fachkräfte in Form von Ärzten oder Psychologen zu Rate gezogen werden müssen, gibt es immer noch genügend wilde Exorzismen, bei denen keine Genehmigung eingeholt wird.
Die Folgen sind oft fatal. Wie beispielsweise im Fall der 23- Jährigen Nonne Maricica Cornici, die vor einigen Jahren im Rahmen eines nicht beaufsichtigten Exorzismus an einem Kreuz hängend zu Tode kam. Und das in einer Zeit, wo für die meisten Menschen Religion in etwa so viel Stellenwert hat wie ein abgewetztes Paar Stiefel, das nur bei Unwetter hervorgeholt, aus nostalgischen Gründen aber niemals entsorgt wird.
Dieses Beispiel veranschaulicht das Bedürfnis der Menschen sich vor allem in Zeiten der Not der Religion zuzuwenden.
Oder aber auch die Schwierigkeit jedes Einzelnen mit sich selbst, den beängstigenden Kampf, den man beizeiten mit sich selbst auszutragen hat. Denn wenn man sich selbst nicht (ver)trauen kann, wem dann?
Manchmal ist es da einfacher, einen Dämon für die eigenen verhassten Gelüste, für die fremden Gefühle und inneren Konflikte, die man selbst nicht begreifen kann, verantwortlich zu machen. Auf diese Weise schafft man ein eigenständiges Wesen, kapselt es von der eigenen Person ab, lässt es sich als pure Ausgeburt des Bösen manifestieren. Diese Abspaltung erlaubt es Menschen, gegen die eigene Krankheit anzukämpfen.
Das ist eine mögliche Erklärung. Eine andere lautet, dass Satan Besitz vom Menschen ergriffen hat. Oder ein Dämon.
Welche Erklärung man nun auch bevorzugen möchte, im Grunde ist es vollkommen gleichgültig. Denn ob ein Exorzismus wirkt aus Autosuggestion oder weil Satan beschlossen hat, dass er seine selbst ernannte Festung leid hat, macht keinen wirklichen Unterschied. Solange er von Erfolg gekrönt ist.
Folgende Maßnahmen werden von der Kirche im Kampf gegen den Teufel dringend empfohlen:
* Beichte
* Heilige Messe
* Eucharistische Anbetung
* Kommunion
* Täglicher Kirchenbesuch
FACTS: Gibt es heute noch viele Besessene?
FACTS: Ist der Rocker Marilyn Manson vom Teufel besessen?
Amorth: Aber sicher! Und wie!
FACTS: Haben Sie ihn getroffen?
FACTS: Wer verführt uns noch?
Amorth: Harry Potter. Er verführt zur Magie.
FACTS: Waren Hitler und Stalin auch vom Teufel besessen?
Quellen:
* http://web246m.dynamic-kunden.ch/maria/besessenheit.html
* Heike R., Von der Besessenheit zum Glauben, Books on demand 2009
* Amorth, Gabriele, Exorzisten und Psychiater, übersetzt von Ortner, Reinhold und Maria, Stein am Rhein: Christiana- Verlag 2002